Montag, 18. August 2025
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Das LessTech-Prinzip von AFC steht für intelligente Gebäudeplanung ohne Überdimensionierung. Die CEOs Dr. Daniel Gubler und Dr. Philip Lengweiler erklären die «Weniger-und-Besser-Technik».

Herr Dr. Gubler, Herr Dr. Lengweiler, Ihr Leitsatz lautet: «Das nachhaltigste Bauteil ist jenes, das nicht existiert.» Welchen Ansatz verfolgen Sie mit LessTech?

Dr. Daniel Gubler (DG): Dieser Satz bringt unseren Ansatz auf den Punkt. Bei AFC verfolgen wir mit LessTech einen Paradigmenwechsel in der Planung: Weg von der reinen Technikorientierung – hin zu einem Denken in Bedürfnissen. Wir fragen also nicht, welche Anlage wir installieren müssen, sondern welches Ziel wir überhaupt erreichen wollen. Das kann etwa ein angenehmes Raumklima sein – nicht automatisch eine Lüftungsanlage. Diese Differenzierung ermöglicht es uns, unnötige Technik zu vermeiden und die Planung radikal zu vereinfachen.

Dr. Philip Lengweiler (PL): LessTech bedeutet für uns, Gebäude auf ihre funktionalen Anforderungen hin zu analysieren – und daraus ein möglichst einfaches, aber wirkungsvolles System zu entwickeln. Dabei schauen wir ganzheitlich auf das Gebäude, seine Nutzung, seine Struktur und auf Elemente, die ohnehin vorhanden sind. Diese sogenannten „sowieso Elemente“, wie zum Beispiel eine Tiefgarageneinfahrt, können in die Funktionslogik integriert werden – in dem Fall etwa als Luftvolumen für die Belüftung. So entstehen Lösungen, die nicht nur technisch schlanker, sondern auch wirtschaftlich und ökologisch überlegen sind.

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DG: Wichtig ist dabei auch der methodische Unterbau. Mit unserem digitalen Prüfstand können wir das Zusammenwirken aller Elemente quantifizieren – also exakt nachvollziehen, wie einzelne Komponenten zum Erreichen eines Zielwertes beitragen. Diese datenbasierte Vorgehensweise schafft Planungssicherheit und verhindert sowohl Überdimensionierung als auch riskante Unterdimensionierung.

PL: Ergänzend bringen wir unser technisches und regulatorisches Know-how gezielt ein. Es gibt in Normen und Richtlinien oft Spielräume, die durch kluge Interpretation echte Vereinfachungen ermöglichen – ohne Abstriche bei Sicherheit oder Komfort. Diese Spielräume zu erkennen und kreativ zu nutzen, ist Teil unserer Kompetenz und unseres Selbstverständnisses als Planer.

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Ihr Ziel sind Gebäude mit weniger Technik, aber mehr Wirkung. Welche klassischen Denkfehler sollten wir beim Planen und Bauen korrigieren?

PL: Ein grundlegender Fehler liegt darin, dass wir Gebäude zu oft aus Sicht der Gewerke und Techniksysteme planen – und nicht aus Sicht der Menschen, die sie nutzen. Das Bedürfnis eines Nutzers ist nicht „eine Heizung“, sondern „es soll angenehm warm sein“. Und auch „warm“ ist kein fixer Wert, sondern hängt von vielen Faktoren ab: vom Aktivitätsgrad, der Luftbewegung, der Oberflächentemperatur. Wenn wir diese Bedürfnisse ganzheitlich verstehen, können wir viel präziser – und vor allem einfacher – planen.

DG: Ein zweiter typischer Denkfehler ist die Sicherheitslogik in der Planung: Aus Angst, etwas zu knapp zu dimensionieren, schlagen wir an vielen Stellen kräftig drauf – sogenannte „Angstzuschläge“. Diese führen zu überdimensionierten Anlagen, die teuer im Bau, ineffizient im Betrieb und oft unnötig komplex sind. Dabei gäbe es gerade heute mit digitalen Werkzeugen genügend Möglichkeiten, belastbare Zielwerte festzulegen und Planungen daran zu orientieren.

PL: Genau. Es braucht eine Rückbesinnung auf die Frage: Was will der Bauherr wirklich – und was braucht der Betreiber im Alltag? Wenn wir diese Perspektive konsequent einnehmen, ergeben sich automatisch schlankere Lösungen. Statt jeder Fachdisziplin ihren eigenen Spielraum zu lassen, setzen wir auf eine integrale Betrachtung, in der alles auf die Gesamtwirkung hin abgestimmt wird.

DG: Weniger Technik bedeutet nicht weniger Qualität – im Gegenteil: Es bedeutet, dass jede Komponente einen klaren Zweck erfüllt, gut eingebettet ist ins Gesamtsystem und langfristig wirkt. Das schafft nicht nur Effizienz, sondern auch Vertrauen.

Was sind die wichtigsten Punkte Ihres LessTech-Prinzips?

PL: LessTech steht für drei zentrale Prinzipien: keine Überdimensionierung, keine Ressourcenverschwendung und keine unnötigen Schwachstellen. Das bedeutet: Wir planen nur so viel Technik, wie tatsächlich gebraucht wird – und nutzen dabei konsequent das, was ohnehin vorhanden ist. Weniger komplexe Systeme bedeuten weniger potenzielle Fehlerquellen und damit auch weniger Projekt- und Betriebsrisiken.

DG: Die Vorteile zeigen sich auf mehreren Ebenen. Erstens: Die Gebäude werden robuster, weil sie technisch einfacher und klarer strukturiert sind. Zweitens: Die Erstellungskosten sinken, weil wir keine überflüssigen Anlagen einbauen. Und drittens: Der Betrieb wird günstiger – sowohl energetisch als auch im Unterhalt. Das steigert nicht nur die Effizienz, sondern auch die Wirtschaftlichkeit über den gesamten Lebenszyklus.

PL: Zusätzlich schafft die Methode Raum für mehr Qualität in der Planung. Denn wenn wir frühzeitig die richtigen Fragen stellen – etwa: Was soll dieses Gebäude leisten? Welche Komfort- und Nachhaltigkeitsziele sind wirklich relevant? – dann können wir sehr gezielt planen. Das spart nicht nur Geld, sondern reduziert auch die Anzahl späterer Anpassungen, die oft teuer und zeitkritisch sind.

DG: LessTech ist kein Sparprogramm, sondern ein Präzisionsinstrument. Es hilft uns, intelligente, robuste und zukunftsfähige Gebäude zu realisieren – mit weniger Technik, aber mehr Wirkung.

Wie sehr helfen Simulationen, um nachhaltige Lösungen für Bauherren, Architekten und Planer zu finden?

PL: Simulationen sind für uns der zentrale Beleg dafür, dass eine LessTech-Lösung auch wirklich funktioniert. Sie schaffen Planungssicherheit – und zwar nicht nur in der Entwurfsphase, sondern auch bei späteren Änderungen im Projektverlauf. Gerade bei schlanken Systemen ist es entscheidend, ihre Wirkung präzise nachzuweisen. Und das gelingt am besten mit einem digitalen Prüfstand.

DG: Unser digitales Simulationsmodell ist im Prinzip ein virtuelles Abbild des realen Gebäudes. Es bildet dessen thermisches Verhalten unter realistischen Bedingungen nach – inklusive der bauphysikalischen Eigenschaften, Nutzungsszenarien und klimatischen Einflüsse. So können wir dynamische Energieflüsse sichtbar machen und sehr konkret beurteilen, wie sich eine geplante Lösung auf Komfort, installierte Leistung und Energieverbrauch auswirkt.

Sie sehen Gebäude als dynamische Systeme mit eigenen Lebenszyklen. Was heisst das für die Begleitung und Planung von Projekten?

DG: Ein Gebäude ist kein statisches Objekt – es verändert sich ständig: durch Nutzung, Umnutzung, Alterung, technologische Entwicklungen oder regulatorische Anforderungen. Deshalb endet für uns gute Planung nicht mit der Baueingabe oder der Inbetriebnahme. Wir denken Projekte vom ersten Konzept bis weit in den Betrieb hinein – und bieten auch genau dafür unsere Unterstützung an.

PL: Unser Anspruch ist es, nachhaltige Lösungen zu entwickeln, die über den gesamten Lebenszyklus hinweg funktionieren. Dafür setzen wir auf digitale Zwillinge, die nach Projektabschluss weiter gepflegt werden. Sie werden mit Betriebsdaten ergänzt, sodass wir in der Betriebsphase Monitoring, Nachjustierung und ESG-Dokumentation kontinuierlich begleiten können.

DG: Das eröffnet viele Möglichkeiten: Wir sehen, wie sich Systeme verhalten, können Verschleiss frühzeitig erkennen, Energieverbrauch optimieren und Betreiber aktiv unterstützen. Diese Verbindung aus Planungskompetenz und Betriebsexpertise ist in der Branche noch selten – und aus unserer Sicht ein Schlüssel zu echter Nachhaltigkeit.

PL: Und das ist auch wirtschaftlich sinnvoll: Nur wenn ein Gebäude langfristig gut funktioniert, erfüllt es seinen Zweck. Unser Lifecycle-Ansatz stellt sicher, dass Investitionen dauerhaft wirken – und nicht nur auf dem Papier nachhaltig sind.

Infos: afc.ch

Dr. Daniel Gubler ist Co-CEO und Verwaltungsrat der AFC AG. Der Maschineningenieur ist zudem Mitglied des Fachbeirats Nachhaltigkeit der Flughafenregion Zürich.
Dr. Philip Lengweiler ist Co-CEO und Verwaltungsrat der AFC AG. Als Betriebs- und Produktingenieur ist er seit über 20 Jahren Mitglied der Geschäftsleitung von AFC.

 

 

 

 

 

 

 

 

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